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Laos Tagebuch, Februar 2005 | Ilona Duerkop |
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„Wir sind eine Menschenkette. Die Toten gaben den Lebenden, und die Lebenden müssen einander geben, und wir müssen die Zukunft der Ungeboren sichern. Ein tröstlicher Gedanke. Wenn ich jetzt in meiner Gegenwart, zerrissen bin oder verwirrt, dann weiß ich wenigstens, dass ich einen Platz in der Zeit habe. Ich bin Teil dieser Kette. Wir besitzen ein paar Gedankenschnipsel von den Mayas. Ich finde, der schönste davon ist: „Das Leben ist ein Gespräch zwischen allem Lebendigen.“ © Rita Mae Brown |
Vientiane, Mittwoch
den 2. Februar 2005Ende letzten Jahres wurde die Banque pour le Comerce Exterieur Lao (BCEL) Vollmitglied von Visa International. Heute begann ein zweitägiges Training, an dem 25 Bankangestellte teilnehmen. In naher Zukunft soll es möglich sein mit Visa, JCB, Diners´Club, Mastercard und American Express, an 60 Geldautomaten in ganz Laos, Bargeld zu ziehen in allen Währungen. So der Bankdirektor Khamhou Thongthavy in einem Interview der Vientiane Times.
Im letzten Jahr konnten an Geldautomaten Kip gezogen werden, mit einer laotischen Bankkarte. In vielen Geschäften werden drei Währungen akzeptiert, Thai Baht, US Dollar und Euro, in dieser Reihenfolge. Der Tauschkurs unterscheidet sich nur unerheblich vom offiziellen Bankkurs.
In vielen Restaurants und Hotels wird vor allem die Visa Card akzeptiert.
In den Jahren 1996 bis 1999 war der Unterschied zwischen Bank und Schwarzmarktkurs erheblich! Die Ladenbesitzer brauchten Thai Baht oder US Dollar um ihre Waren einzukaufen, die Banken hatten diese Währung nur sehr begrenzt, das trieb den Schwarzmarktpreis, für den Umtausch US Dollar oder Thai Baht in Kip, auf schwindelnde Höhe.
Die BCEL Bank befindet sich an der Fa Ngum Road, parallel zum Mekong, nahe Wat Xieng Ngune (im neuen Stadtplan: Vat Xieng Nheun).
Latest Exchange Rates Exchange rates of February 2, 2005,
Quelle: Vientiane TimesCurrencies Buying Lao kip Selling Lao kip 1 US$ Deno 1 - 20
Deno 50 - 100
1 Thai baht
1 Euro (50-500)
1 UK pound
1 Japanese yen
1 Canada dollar
1 Australian dollar10.300,00
10.305,00
266,51
13.361,00
19.295,00
98,00
8.226,00
7.889,0010.366,00
10.366,00
268,51
13.666,00
19.711,00
101,00
8.446,00
8.100,00Vientiane, Freitag
den 4. Februar 2005Seit zwei Tagen hat es in den späten Abendstunden gedonnert und geblitzt, doch die ersehnte Abkühlung durch den Regen fiel aus. Ich habe auch nicht wirklich daran geglaubt, es ist noch ein wenig zu früh für den Mangoregen – doch der andere dumme Teil, hat auf eine Abkühlung gehofft: „Es könnte doch möglich sein.“
Heute Abend um kurz nach 23 Uhr hielt der Donner was er versprach und es regnete. Die Luft war erfüllt von dem Geruch der Fruchtbarkeit – Humus und Grün – eine Vereinigung der sinnlichsten Gerüche. An der Neonröhre im vorderen Teil des Gartens war zu sehen wie heftig es regnet, hier vereinzelten sich die Tropfen im Licht, ein heftiges Fallen. Ich stand lange auf der Terrasse und hörte der Musik des Regens zu. Ich dachte daran das alle Pflanzen wieder rein gewaschen werden von der roten Erde und wieder atmen können. Die gereinigte Luft war ein Fest des Einatmens und ich bedauerte zutiefst, dass ich meine Atemübungen vergessen hatte.
Barfuss trat ich hinaus in den Regen und fühlte das auch ich gereinigt werde, wie die Bäume und Pflanzen in meinem Garten, vor dem Tor an meiner Straße und der Straße des Nachbarn – ganz Laos wünschte ich diesen befreienden Regen, der immerhin fast eine Stunde dauerte.
So versöhnt kann am nächsten Tag das Thermometer ruhig wieder über 30 Grad klettern.Vientiane, Samstag
den 5. Februar 2005In all den Tagen die vergangen sind haben wir auf Leslie gewartet, mehr oder weniger fest, je nach dem wie viel Hoffnung wir uns machten. Blacky und Lisa wirken auch betrübt. Zum Glück verweigern sie nicht das Fressen. Nicht einmal sind sie durch den Garten getobt und haben einander gefangen und umgeworfen. Ich war noch nicht wieder mit ihnen draußen. Wir wissen nicht ob Leslie in unserer nähe verspeist wurde, oder ob sie eingefangen und weggeschafft worden ist.
Der Gedanke daran ist schrecklich!
Noch habe ich das Gefühl das ich wenn ich mit den beiden Hundedamen spazieren gehe, dass ich unnötig auf sie aufmerksam mache.Vientiane, Montag
den 7. Februar 2005Seit zehn Monaten fährt Sug jeden Abend, nach ihrer Arbeit als Mäh Bahn (Mutter Dorf = Haushaltshilfe), zur Schule für Business. Zuvor fährt sie in die Pagode, dort in Wat Phon Sei, wartet ihr Englisch Lehrer auf sie und ihre Freundin. Seit über 10 Jahren lebt er in der Pagode, nach den buddhistischen Regeln für Mönche. Er spricht und schreibt ein ausgezeichnetes Englisch. 70.000 Kip bekommt der Mönch (Kuh Bah) von den beiden jungen Frauen am Anfang des Monats, dass ist auch in Vientiane nicht viel - 5 Euro.
Nach dem Englischunterricht fährt Sug mit ihrem Moped weiter zur Wirtschaftsschule. Sug ist 20 Jahre und für eine Mäh Bahn noch sehr jung. Eineinhalb Jahre arbeitet sie schon in unserem Haus.
Heute Abend hat sie auch die 2.000 Thai Baht für das nächste Quartal in ihrer Tasche, die sie sich um die Schulter gehängt hat. Als ein Moped neben ihrem fährt ist sie nicht vorbereitet, alles geht so schnell: Der Beifahrer des Mopeds reißt ihr die Tasche von der Schulter und sein Begleiter gibt Gas. Weg sind sie. Sug stürzt, zum Glück nicht schwer, nicht einmal eine Schürfwunde – doch ihr Geld ist weg!
Etwa 18 waren die beiden Täter.China, Korea, Vietnam – Neujahr - in Vientiane den 9. Februar 2005
Es ist neun Uhr, ein strahlender Tag. Der Drache ist an der chinesischen Botschaft angekommen. In einem Lastwagen auf dem 40 Junge Männer fröhlich die Ladefläche verlassen. Die Drachentänzer machen sich unter dem langen Schwanz für ihren Tanz bereit. Schon hebt sich der schöne Drachenkopf, die Trommeln beginnen dumpf, dann immer fröhlicher. In ihrem Takt schlängelt und bewegt sich der Drache, die großen runden Augen mit den langen Wimpern, geben dem Drachen ein freundliches Aussehen.
Über dem Eingang der Botschaft hängt ein kleines Säckchen, dass am Ende des Tanzens im Maul des Drachen verschwindet. Der Drache hat die Gabe angenommen und es wird ein gutes neues Jahr werden. Einige hundert Kracher werden angezündet.
Die jungen Männer machen sich mit dem Lastwagen auf zu den chinesischen Geschäftsbesitzern in der Innenstadt, um dort die Gaben über den Türen anzunehmen.
Der Drachentanz an der chinesischen Botschaft war der Auftakt.Vientiane, Donnerstag
den 10. Februar 2005Das Amt für Statistik in Thailand hat bekannt gegeben, dass zum Zeitpunkt des Tsunami mehr als 2.000 Laoten registriert waren. Sie haben überwiegend im Süden Thailands auf Baustellen gearbeitet. Laoten die Familienangehörige vermissen, können im Ministerium Büro in Vientiane Formulare abholen, die eine DNA Untersuchung in Thailand ermöglichen. Nach Abgabe des Formulars sollen DNA Proben im Haus der vermissten Person gesammelt werden, die dann nach Thailand gesandt werden und dort mit den vorhandenen Proben verglichen werden sollen.
Die Bevölkerung von Laos hat über eine Billion Kip (29.000 USD) für die Tsunami Opfer gesammelt.Vientiane Times, 11. Februar 2005
A musical call to arms from Ekaphone PhouthonesyDer Krieg zur nationalen Befreiung das Landes dauerte mehrere Jahrzehnte und kostet das Leben unzähliger Laoten. Doch die Schrecken des Krieges schafften auch einen Raum für Helden, Künstler, Maler, Schriftsteller und Komponisten.
Der Liedermacher Soubanh Souvannavong ist – und war – einer dieser treuen Revolutionäre, Schreiber von so unvergesslichen Hits wie Yen Sa Bai Xao Na (Der Farmer der seine Arbeit liebt), Dao Lorm Deuan (Sterne um den Mond), Phop Kann Nai Santi Phab (Dich in Frieden wieder sehen) und Phao Lao Euy (Euy-ethnische Minderheit).
Er ist nun 63 Jahre alt, der Ex-senior Minister für Information und Kultur sieht älter aus; seine revolutionären Lieder werden seine Zeit als Minister überdauern. Noch Heute werden seine Lieder bei Truppenversammlungen und zu den National Feiertagen gesungen. Ausdruck des Stolzes über die Befreiung, nach Jahren des Lebens und Kampfes im Dschungel. Einige der älteren Leute brechen in Tränen aus wenn sie seine Lieder hören, Senior Beamte halten sich an den Händen und weinen.
„Wir haben es geschafft, wir haben unsere Freiheit gewonnen.“
Soubahn hat niemals eine Ausbildung an einer Musikschule absolviert, sagt er mit einem Lachen. „Ich weiß nicht weshalb meine Lieder so beliebt sind. Was glauben Sie? Meine Lieder handeln alle vom wirklichen Leben in einem Basislager der Revolution in Xieng Khuang Provinz. Sie reflektieren die Entschlossenheit und die Politik der Laotischen Revolutionären Volkspartei (Pathet Lao).“
Er sagt die Musik war ein wichtiges Werkzeug um die Ideale der revolutionären Politik an die Soldaten und die zivile Bevölkerung zu vermitteln, weit besser geeignet als die Dinge nur aufzuschreiben.
Die Menschen lieben Lieder die aussprechen was sie denken und die direkt mit ihrem Leben verknüpft sind. Die Revolutionäre hatten nur einen Traum, Laos zu befreien und den Menschen den Frieden zu bringen. Aus der Geschichte des Landes hatten sie gelernt was geschieht wenn das Land nicht vereint ist. Laos war geteilt in mehrere Königreiche, die in kurzen Zeitabständen erblühten und wieder versanken. Die laotische Bevölkerung habe eine neue Zeit der Entwicklung gewollt. „Ich habe mir nie vorgestellt Lieder zu schreiben, ich hatte ein kleines frühes Talent für Poesie. Ich schrieb Lieder für die Revolution um meine Gefühle auszudrücken.“
1960 begann er seine Arbeit im Ministerium für Wirtschaft unter dem Minister Souphanouvong. Drei Jahre später wurde er von einer Bombe verletzt und seine Regierung schickte ihn zum Studium des Journalismus. „Das war der erste Schritt ein Komponist zu werden. Wir waren die ersten Medienleute in Xiung Khuang.“
Als Radiojournalist schrieb er über hundert Lieder.
„In einem Krieg zur nationalen Befreiung ist die Literatur eine scharfe Waffe.“
Eines seiner bekanntesten Lieder, Phao Lao Euy, 1967 (ethnische Minderheit), ist immer noch sehr populär. Die Lao Lamvong Melodie wendet sich an alle ethnischen Gruppen die in Laos leben, miteinander in Harmonie zu leben und eine helfende Hand zu reichen und das Land zu entwickeln, Laoten zu sein und darauf stolz zu sein.
Soldaten tanzten zu diesem Lied im Lamvong Kreis.
Er erinnert sich an die Schlacht, zwischen der Arme von Vientiane und den Truppen der Pathet Lao, in Koukiet, Xieng Khuang Provinz. „Zivilisten waren angewiesen worden die Gegend zu verlassen, die Pathet Lao wollte verhindern das Unschuldige umkamen. Ich sah die Leute in alle Richtungen verschwinden und fragte mich ob ich sie jemals wieder sehen würde. Für diese Menschen habe ich das Lied geschrieben. Sie zu stärken und das besonders die Menschen in Xieng Khuang, ihre Familien nicht zu vergessen bis sie wieder vereint sind.“
Es funktioniert immer noch: Laos ist nicht länger im Krieg doch Phao Lao Euy macht die Menschen stolz auf ihre Nation, besonders jene die ihr Land für Monate verließen um in einem fremden Land zu leben. Es erinnert sie daran das Niemand ein so schönes Lächeln hat wie die Laotinnen. Nach 50 Jahren dankt Soubahn den Revolutionären dafür, dass sie ihn überall bekannt gemacht haben. „Ich bin stolz auf das was ich während der Befreiung und der Neubildung des Landes getan habe.“
Das Leben ist viel besser geworden als es in der Revolutionären Basis war; doch Soubahn lebt und kleidet sich wie vor 50 Jahren. Firmen aus Thailand haben versucht ihn dazu zu bewegen für sie zu arbeiten. „Sie sagten wenn ich in Thailand leben würde, dann könnte ich reich werden. Ich sagte ihnen dass ich mein Land nicht verlassen kann. Ich bin hier geboren und jetzt bin ich zu alt.“
Das Copyright für seine Lieder hat er an ein thailändisches Musikhaus verkauft. Sie haben ihn gefragt ob er nicht weitere Lieder schreiben würde.
Vielleicht ist die Arbeit eines Texters nie zu Ende.
Vientiane Times, Ausgabe 29, Februar 11, 2005Vientiane, Montag
den 14. Februar 2005Die Moskitos sind eine große Plage. Ich kann mich nicht daran erinnern jemals so viele im Haus, auf der Terrasse und in der Garage gehabt zu haben. Im Haus dauernd gestochen zu werden ist kein Spaß. Ich habe bisher darauf verzichtet Gift zu sprühen, aber ich werde es heute Nachmittag tun.
In Vientiane sind elektrische Moskitofänger der große Hit. Überall macht es zisch-zisch, in Restaurants, bei meinen Nachbarn. Sie sehen aus wie Tennisschläger, das Metallnetz steht unter Strom, der von einer Batterie im Griff kommt.
Als ich laut darüber nachdenke auch einen „Moskitoschläger“ zu kaufen, bekomme ich hilfreiche Ratschläge. Die für 25.000 Kip sind die Besten. Es gibt auch einen für 35.000 Kip, mit Akku. Die für 15.000 Kip sind gleich kaputt – jeder weiß das!
Viele Familien haben Angst vor Malaria. Das Gesundheitsministerium teilt mit das für Malaria die Anopheles und für Dengue Fieber die Aedes verantwortlich sind. Diese beiden Moskito Spezies seien während der Trockenzeit jedoch selten.
Neben den Moskitoschlägern sind Moskitonetze der Verkaufsschlager auf dem Thalat Tzau, dem Morgen Markt in Vientiane.Vientiane, Dienstag
den 15. Februar 2005Der Premierminister Bounnhang Vorachit hat Heute ein totales Verbot für die Einfuhr von Geflügel und Geflügelprodukten aller Art ausgesprochen. In Laos sei bis jetzt noch kein Fall von Bird Flu bekannt geworden. In Kambodscha, Thailand und Vietnam konnte sich das Virus erneut verbreiten. Zahllose Truthänne, Truthennen, Enten und Hühner mussten verbrannt, oder in Massengräbern verscharrt werden.
Vientiane, Montag
den 21. Februar 2005Unter dem Spaghettiwasser wird die blaue Gasflamme immer kleiner, bis sie ganz verlischt. Das Gas ist leer, eine neue Flasche muss her.
Der Aufkleber der Gaskompanie klebt an der Wand neben dem Kühlschrank. Man kennt mich dort als Madam Ilona. Zur Sicherheit fragt die junge Frau noch einmal den Weg ab.
Bald darauf kündigen die bellenden Hunden den Fremden an. Die Gasflasche ist mit alten Fahhrradschläuchen auf der Sitzbank seines Mopeds festgezurrt. Bombe auf Rädern denke ich immer noch, obwohl mir ein Entwicklungshelfer schon vor vielen Jahren erklärt hat, dass eigentlich nicht viel passieren kann, wenn die Gasflasche während der Fahrt auf die Straße fallen sollte. Also eben keine Bombe auf Rädern – es gibt Gedanken die sind hartnäckiger als die Logik.
Das Moped des jungen Mannes knattert und der Schaumstoff unter dem Sitzbezug ist an einigen Stellen zu sehen. 30 Kilogramm wiegt die Gasflasche, 15 Kilo Gas. Er wuchtet die Gasfläche über die Stufe zur Küche, dem „Lieferanteneingang“. Rumpeln auf dem Steinfußboden. Die alte Gasflasche wird abgeschraubt, die Neue an die kurze Leitung die aus dem Herd kommt, angeschraubt. 115.000 Kip in großen Scheinen sind schnell gezählt. Erst seit zwei Jahren gibt es offiziell 10.000 und 20.000 Kipnoten.
Davor war die höchste Note der 5.000 Kipschein.
In etwa drei Monaten wird sich die Gaslieferung wiederholen. Die bellenden Hunde kündigen den Fremden an.Vientiane, Dienstag
den 22. Februar 2005Endlich ist es soweit. Kamla fährt mit dem Bus in die Provinz Salavan. Ich bin schon benahe daran verzweifelt. So oft sprach er davon seinen Sohn zu besuchen ohne je eine Fahrkarte zu kaufen. Kamla hat Angst die Blumen, Pflanzen und Bäume würden in meinem Garten vertrocknen wenn er nicht da ist. Oder noch einer der Hunde würde gestohlen werden. Einbrecher könnten das Moped mitnehmen und und und. Er machte sich so große Sorgen um diese Dinge, dass er die lange Busfahrt immer wieder auf später verschob. Ich sah mich schon eine Fahrkarte am Busbahnhof für ihn kaufen und ihn wenige Tage darauf in den Bus zu setzen.
Im November 2003 wurde er geboren. Er war das winzigste Baby das ich jemals gesehen hatte.
Am Morgen kommt Kamla noch einmal vorbei um Sug und Lany alles zu erklären, damit in seiner Abwesenheit ja nichts schief gehen kann. Sie lachen ihn aus. Erst als ich den Rundgang begleite erfährt die Prozedur die nötige Ernsthaftigkeit. Innerlich lächele ich die ganze Zeit. Kamla führt uns durch sein Arbeitsfeld, und erklärt genau was, wo und wie zu tun ist. Nach dem wir ihm alle pflichtbewusst zugehört haben und er aus seinem Gedächtnis auch alles heraus gekehrt hat, was wir unbedingt wissen müssen, kann er endlich an seinen Bus denken, an Salavan und an seinen Sohn.
Der kleine ist im Krankenhaus, aber es geht ihm schon viel besser, er sei ein kräftiger kleiner Junge geworden, mit starken Knochen. Wir bitten ihn unbedingt ein Foto von seinem Sohn mitzubringen, wir haben ihn schon eben so lange nicht mehr gesehen wie er.
In seine Augen treten Tränen, er glaubt wir haben es nicht gesehen, aber ohne das ich Suok oder Lany ansehe, weiß ich das auch sie es gesehen haben. Deser kleine Mann ist so glücklich das er sich entschlossen hat nach Salavan zu fahren, seinen Sohn zu sehen, seine Schwester die den Jungen aufgenommen hat und überhaupt – Salavan ist sein zu Hause. Er war Jahre schon nicht mehr dort.
Ich bin ganz sicher das keiner bemerkt hat das meine Augen ein wenig schwimmen.
Gestern war ich in der Stadt und habe die hundert Dollar Noten gewechselt, ich glaube nicht das es in Salavan leicht für Kamla ist, so große Scheine einzulösen. Der Dollar ist etwas farbiger geworden, neue Banknoten. Ich bitte um Alte, ohne Farbe, in Salavan könnte manch einer auf die Idee kommen sie seien gefälscht und sie lieber nicht eintauschen.
Kamla will sechs Tage fort bleiben. Ich sage ihm er kann zehn, fünfzehn Tage wegbleiben. Nein, nein. Schließlich einigen wir uns darauf das er anruft wenn er länger als sechs Tage bleibt – Ich hoffe er tut es!Vientiane, Donnerstag
den 24. Februar 2005Im Food-Museum steht ein 2 Kilogramm Nutella Glas. Nutella wird 40 Jahre und das erfahre ich sogar mitten in Vientiane, in Süd Ost Asien. Das Nutella Glas kommt aus Deutschland und kostet inzwischen 245.000 Kip (€ 18,35), vor einigen Tagen wurde der Preis dem neuen Eurokurs angepasst – Madame Phimphone versteht ihr Geschäft.
Jahrelang hat sie in Düsseldorf mit ihrem Mann ein Lebensmittel Geschäft gehabt.
Inzwischen leben sie wieder in Laos. Seit der Eröffnung ihres kleinen Supermarktes läuft der Laden wie geschmiert.
Madame Phimphone importiert nicht nur aus Deutschland, auch Frankreich, Australien, China, Japan, Korea und wer weiß woher noch. Das Angebot an ausländischen Lebensmitteln war in Vientiane schon immer gut, jetzt ist es besser. Es herrscht ein Kommen und Gehen, wie in einem Bienenschwarm. Hier trifft man sie alle beim Einkaufen, die Experten, ihre Familien, besser verdienende Laoten und die Touristen aus der ganzen Welt. Die einen kaufen für den täglichen Bedarf ein, die anderen befriedigen kleine Gelüste auf Schokolade oder Yoghurt. Inzwischen beherrscht Madam Phimphone wohl von jeder Sprache ein bisschen. In Englisch, Französisch, Deutsch und natürlich Laotisch bedient sie ihre Kunden fließend, doch auch das Japanisch kommt ihr schon recht gut über die Lippen.
Wenn man es versteht im laotischen Tempo durch die Regale zu wandern, dann wird der Supermarkt schnell zum Food-Museum.Vientiane, Sonntag
den 27. Februar 2005Bounthanome ist am Handy. Ich erkenne seine Stimme gleich und er freut sich darüber. Er bittet mich zurück zu rufen, dass Handy von dem er telefoniert gehört seinem neuen Freund. Der ehemalige Mönch Bounthanome arbeitet jetzt auf einem schwimmenden Restaurant in Pakse als Kellner. Der neue Freund ist ein Kollege. Seit einem Monat ist er in Pakse. In Luang Namtha hat er bei einem Freund gearbeitet, auf der Großbauselle gab es für ihn keine Arbeit mehr.
Nach über zehn Jahren Pagodenleben ist es nicht einfach wieder Fuß zu fassen.
Nun ist ein Schiff sein Arbeitsplatz. Seine Arbeitgeber sind Laoten und gestern sind alle zusammen kurz nach Mitternacht, die eine Stunde zum Wat Puh gefahren, die letzte Nacht eines großen Festes – morgens um vier Uhr waren sie wieder in Pakse.
Bounthanome hat in der kurzen Zeit, die ihm zum Schlafen blieb, von mir und meinem jüngsten Sohn geträumt, da musste er mich einfach anrufen.
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